Hürden gemeinsam überwinden – Minister Rainer Schmeltzer sucht Gespräch mit Alleinerziehenden
Alleinerziehende wollen nicht von Sozialleistungen leben, sondern arbeiten und selbst für ihr Auskommen sorgen. Das wurde bei einem Gespräch deutlich, zu dem die AWO EN den NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales Rainer Schmeltzer nach Gevelsberg eingeladen hatte. Doch da gibt es viele Hindernisse, machten die Frauen aus verschiedenen AWO-Projekten deutlich: Vor allem die unflexiblen
Kinderbetreuungszeiten und die offene Ablehnung von Arbeitgebern werfen die Frauen immer wieder zurück.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Hubertus Kramer erinnerte an eine gemeinsame Fachtagung von SPD und AWO im Mai 2016 unter dem Thema „Alleinerziehend – aber nicht allein gelassen“, die vor allem ein Ziel gehabt habe: Die oft schwierige Lebenssituation der Betroffenen mehr in die Öffentlichkeit zu tragen.
Dabei wurde ein „Katalog von Initiativen“ erstellt, die dringend gestartet werden müssten. Eine der Forderungen, die der SPD-Bundestagsabgeordnete René Röspel mit nach Berlin nahm, ist inzwischen erfüllt: Die engen Grenzen für die Zahlung des Unterhaltsvorschusses wurden inzwischen gelockert. Auch wenn Hubertus Kramer daran erinnerte: „Es gibt noch offene Fragen. Dazu gehört vor allem die Lastenverteilung zwischen Ländern und Kommunen.“
An erster Stelle im „Katalog“ standen im Mai 2016 wie heute verlängerte Betreuungszeiten und mehr Kita-Plätze.
Eine Mutter machte das Problem deutlich: „Um einen Arbeitsplatz zu kriegen, brauche ich einen Platz im Kindergarten. Den kriege ich aber nur, wenn ich schon einen Arbeitsplatz habe.“ Eine schnelle Lösung konnte der Minister nicht versprechen. Er sei aber schon länger mit Familienministerin Kampmann im Gespräch und hoffe, „frühestens 2018“ neue Regeln für eine flexiblere Betreuung sowohl in den Kitas als auch in den Offenen Ganztagsschulen anbieten zu können. Schmeltzer sagte aber auch, dass er Arbeitgeber nicht zwingen könne, Alleinerziehende in Teilzeit einzustellen: „Überall wird über Flexibilisierung gesprochen.
In Behörden und großen Unternehmen ist das Alltag, warum nicht in kleinen?“ Hier sieht auch AWO-Mitarbeiterin Ramona Lippke das Problem: „Uns ist noch nie gelungen, ein Projekt für Alleinerziehenden bei der Handwerkskammer oder der Industrie- und Handelskammer einzurichten.“ AWO Kreisvorsitzender René Röspel fügte an: „Es gibt eine Million Alleinerziehende in Deutschland, aber deren Probleme werden in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen.“ Viele Arbeitgeber hätten einfach noch nicht begriffen, „wie wertvoll Alleinerziehende sind und wie produktiv Teilzeit ist.“
Der Fachbereich Arbeit & Qualifizierung der AWO EN befasst sich schon seit langen Jahren mit der besonderen Situation alleinerziehender Frauen. Zurzeit laufen die Projekte „Kombi Aktivcenter für Alleinerziehende“ für langzeitarbeitslose Mütter, „Birlikte“ und „BIM“ für Mütter mit Migrationshintergrund sowie „MiA“ (Mütter in Arbeit), die im Auftrag des Jobcenters EN durchgeführt oder durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und den Europäischen Sozialfonds gefördert werden.