#Coronazeiten: „Wir haben uns auf die aktuelle Situation eingestellt und akzeptieren sie.“
Ob Homeoffice, Videotelefonate oder strenge Kontaktbeschränkungen – Corona hat unser Leben fest im Griff und bestimmt unseren Alltag. In einer neuen Interviewreihe verraten sieben Mitglieder der SPD Gevelsberg, wie sie persönlich die neue Normalität mit dem Virus erleben. Heute mit Dr. Klaus Solmecke, 78 Jahre alt und Bürgermeister a.D.
Maske tragen, Abstand halten – daran mussten meine Frau Renate und ich uns erst gewöhnen. Besonders schwer fiel es uns, nicht mehr oder nur selten und wenn, dann nur draußen, mit unseren Kindern, Enkelkindern oder guten Freunden zusammen zu sein. Diese haben uns immer sehr unterstützt. Vor jedem ihrer Einkäufe haben sie gefragt, ob sie uns Lebensmittel mitbringen könnten, die sie an unserer Haustür abgestellt haben. Wir selbst haben nur alle 14 Tage eingekauft – außerhalb der Stoßzeiten und unter Beachtung aller Corona-Sicherheitsmaßnahmen.
Entspannter wurde es mit der beginnenden wärmeren Jahreszeit und wir konnten viel Zeit an der frischen Luft verbringen. So haben wir etwa schon morgens, teilweise im dicken Pullover, auf der Terrasse gefrühstückt und im Laufe des Tages in unserem Garten und am Haus gearbeitet. Mit einem befreundeten Ehepaar unternahmen wir auch Spaziergänge und Wanderungen mit Picknick im Rucksack.
Seit November halten wir uns konsequent an die strengeren Lockdown-Regeln. Die Kontakte zu unseren Kindern, Enkelkindern und Freunden beschränken sich auf Telefonate, WhatsApp-Nachrichten, E-Mails und FaceTime-Gespräche. Eine Ausnahme innerhalb der Familie gab es nur zu Weihnachten, aber auch hier haben wir selbstverständlich die Sicherheitsauflagen beachtet.
Im Ruhestand hat man es natürlich viel einfacher als die noch arbeitende jüngere Bevölkerung. Man muss nicht in überfüllten Bussen oder Bahnen fahren und anschließend an einem schlecht belüfteten Arbeitsplatz oder in einer voll besetzten Schulklasse sitzen. Als Rentner oder Pensionär muss man nicht befürchten, in Kurzarbeit zu geraten oder gar den Arbeitsplatz zu verlieren. Man hat keine kleineren Kinder mehr, die zu beaufsichtigen oder schulisch zu betreuen sind. Insofern haben wir mit fast 79 Jahren bis auf die Sorge, sich mit Covid-19 anzustecken, keine größeren Belastungen.
Mir fehlen die unbeschwerten Treffen mit unseren Kindern, Enkelkindern und Freunden. Meine Frau und ich würden auch gerne wieder eine größere Urlaubsreise machen. Aber wir haben uns auf die aktuelle Situation eingestellt und akzeptieren sie.
Ich habe plötzlich meinen Ordnungssinn wiederentdeckt. So begann ich im Frühjahr schon meinen Werkzeugkeller in eine kleine Werkstatt umzuwandeln und später den Dachboden von jahrzehntealten Spielsachen und Schulbüchern und -heften zu befreien. Zurzeit ordne ich Bilder, Schriftstücke, Zeitungsartikel und Erinnerungen aus meiner Industrie-, Schulleiter- und Bürgermeistertätigkeit. Das kostet viel Zeit, die ich jetzt „dank Corona“ habe.
Mut gibt mir, dass wir das Ende der Coronakrise vor Augen haben. Meine Frau und ich hoffen, dass wir nach unserer Impfung wieder entspannter in den Sommer gehen können.
Mit Familie und Freunden haben wir aktuell nur telefonisch Kontakt. An Weihnachten haben wir unter Beachtung der Corona-Sicherheitsmaßnahmen eine vorsichtige Ausnahme gemacht: Am Heiligen Abend und am ersten Weihnachtstag war unser Sohn Christian mit seiner Familie bei uns zu Besuch, am zweiten Weihnachtstag kam dann unser Sohn Henrik mit seiner Familie. Alle – auch die drei Enkelkinder sowie meine Frau und ich – hatten uns zuvor am 23.Dezember einem PCR-Test unterzogen. Unseren erwachsenen Söhnen war es sehr wichtig, insbesondere uns Ältere zu schützen.
An diesen Tagen haben wir viel Zeit draußen und auf unserer Terrasse verbracht. Wir machten einen langen Waldspaziergang und wärmten uns anschließend am offenen Feuer bei Glühwein, Bratäpfeln und Esskastanien wieder auf. Saßen wir beim Kaffeetrinken oder beim Abendessen am gedeckten Tisch zusammen, so haben wir immer wieder stoßgelüftet. Es waren schöne Weihnachtstage.
Dagegen war unser Silvesterabend recht einsam. In unserer 50-jährigen Ehe haben wir zum ersten Mal nicht mit Freunden auf das neue Jahr angestoßen. Wie man aber auf dem Foto erkennt, sind wir auch zu zweit ganz fröhlich ins neue Jahr gekommen.
Gemeinsam mit den Familien unserer Söhne, unseren Verwandten und unseren Freunden werden wir das eine oder andere aufgeschobene Fest in unserem Garten nachholen. Wir würden auch gerne einige Tage im Ferienhaus unseres Sohnes in Holland verbringen und dabei den Strand und die Nordsee genießen. Eine größere Urlaubsreise wird für uns, wenn wir bis dahin noch halbwegs fit sind, erst 2022 wieder infrage kommen. Dabei hoffen wir, dass uns bei allen Überlegungen und Wunschvorstellungen die Pandemie oder eine neue Krise keinen Strich durch die Rechnung machen.